Eine der zahlreichen faszinierenden Eigenschaften meiner Miezenschaft ist ihre nahezu sekundengenaue innere Uhr. Ganz egal, wie spannend die Outdoor-Aktivitäten gerade sind – Punkt 18.00 Uhr materialisieren sich jeden Abend drei plüschige Katzenkörper mit umgebundenen Schlabberlätzen in der Küche und klappern mit dem Besteck.

Morgens funktioniert die miezige Zeitschaltuhr genauso fehlerlos – mein Wecker schreit mich werktags zwar ohnehin um 5.00 Uhr an, aber exakt 1 Minute vor 5 vernehme ich lautstarkes Scharren in der kätzischen sanitären Einrichtung im Nachbarzimmer.

Die Katzen sind wach.

Punkt 5 landen dann zeitgleich zum Einsetzen des Wecktons zwei hungrige Katzenkörper auf meiner Schlafstatt. Meistens kraule ich dann schlafblind kurz in die Richtung, in der ich die Katzenköpfe vermute, ernte bei einem Treffer ein lautes Schnurren aus der Dunkelheit und werde dann ziemlich nachdrücklich vom vierbeinigen Weckdienst in die Küche eskortiert und zum umgehenden Dosenöffnen aufgefordert. So weit, so witzig.

Lästig ist nur, dass die innere Katzen-Uhr sich nicht auf Wochenend-Modus umstellen lässt, denn an Frei-/Sams- u. Sonntag würde ich dann doch ganz gerne ein klitzekleines bißchen länger in Morpheus Armen rumlungern. Aber da Katzen Gewohnheitstiere sind, beharren sie eben auch am freien Freitag auf ihr Recht auf frühmorgendliche Fütterung. Wär’ ja auch noch schöner, wenn man dem Mensch seinen freien Willen liesse.

Mein scheues Frollein Fritzi verfolgt die Aktion “Aktivieren des zweibeinigen Fütterungs-Apparates” mit ihrem ganz eigenen Kleinmädchen-Charme – leicht wie eine Feder landet sie mit einem ganz zarten Lufthauch neben meinem müden Kopp, legt sich dort nieder und beginnt brüllend laut ganz allerliebst zu schnurren.

Mein dicker Tigerkater – ganz punk at heart – setzt da eher auf die Methode “Krawall und Remmidemmi”. Wenn ich meinen schlappen Korpus nicht wie an den anderen Werktagen innerhalb von 5 Minuten in die Senkrechte erhebe, beginnt er zügig damit, mir durch lautstarkes Kratzen an der unbehandelten Holzleiste des Klamottenregal meine schlaf-tauben Nerven freizulegen. Meistens nuschele ich dann irgendwas wie “Och, Tigerchen, komm’, wir schlafen noch’n bißchen”, was aber tigerseits komplett unbeachtet bleibt. Schliesslich gibt’s IMMER Frühstück um 5, also auch heute.

Hoch datt faule Fleisch!

Datt faule Fleisch hingegen versucht konsequent, über das fritzische Powerschnurren und das tigersche Herumgekratze hinwegzuhören und die innere Mitte zu finden.

Herr Tiger zündet Stufe 2 des Erweckungsfeuerwerks und springt mit vollstem Körpereinsatz auf meine just wiedergefundene innere Mitte und beginnt, wie ein Elefant auf einem Trampolin auf mir herumzuspringen. Uärks. Mit fast 7 kg Katergewicht kein reines Vergnügen. Ich taste nach dem Katerkopf und versuche ihn, durch meditatives Kraulen ruhigzustellen. Fritzi schnurrt weiter – der Kater hingegen pfeift mir watt und trampelt wie ein plüschiges Flusspferd auf meinen Extremitäten herum. Meine matte Drohung “Ich bring’ dich zurück in den Katzenknast!” bleibt ohne Wirkung, und meistens spüre ich danach eine Katzenpfote im Gesicht – dankenswerter Weise zumindest ohne Kralleneinsatz.

Tatsch, tatsch, tatsch – das zweibeinige Dings muss doch irgendwie zu erwecken sein.

Meistens ist das zweibeinige Dings zu diesem Zeitpunkt ohnehin schon glockenwach, versucht aber zumindest den Anschein zu wahren, kein komplett willfähriger Sklave der Miezendominanz zu sein. “Geh weg, Ich schlafe!” verkünde ich wenig überzeugend.

Stufe 3 – Herr Tiger springt mit lautem “Bautz!” zurück auf die Holzdielen und versucht anderweitig möglichst viel Lärm zu machen. Kratzen an Kartons, Herumrascheln mit Plastiktüten, Schubsen von Schuhen, egal was – Hauptsache LAUT. Fritzi schnurrt. Ich widerstehe dem Impuls, dem Kater augenblicklich den Hals umzudrehen. Denn dafür müsste ich aufstehen und dann hätte er gewonnen.

“TigerchenschätzchenwenndujetztaufhörstkriegstegleicheinsuperLeckerchen!” murmele ich.
Leckerchen am Arsch, ey! Aufstehen! Zackzack!

Stufe 4 – der Plüsch-Elefant landet wieder mit Karacho auf meinem Unruhe-Kissen und plaziert seinen imposanten Leib neben meinem Nachtisch. Immerhin hält er an dieser Stelle fairerweise meistens kurz inne, so dass ich zumindest reagieren könnte…und streckt die Pfote aus, um alles, was greifbar ist, schön langsam und vor allem laut vom Nachttisch runterzuschmeissen. Wachs-Ohrenstöpsel  (die nicht auf dem Tisch liegen, sondern in meinem Ohr stecken sollten..aus der Reihe “Finde den Fehler”)…klong! Klong! Trotz diffuser Dunkelheit könnte ich schwören, dass mich die Katzenaugen provokant angucken. Langsam streckt er die Pfote Richtung Metall-Tablettendöschen aus…klong! Vom der Akkustik des herunterfallenden Taschentuchs offensichtlich enttäuscht, reckt sich die Pfote Richtung Brille…und..”Ist ja gut, ich steh auf!”

Während ich mich erhebe, könnte ich schwören, dass Fritzi und Tiger sich hinter meinem Rücken ein High-Five zuwerfen. Mission erfüllt!

Frau Schmitz als ranghöchste Katzen-Clan-Chefin hingegen gibt sich mit derartiger schweißtreibender Aufweck-Drecksarbeit natürlich nicht ab und begrüsst uns 3 nonchalant mit einem lässigen “Puurrr!” in der Küche, was wohl soviel bedeutet wie “Ach, wenn ihr eh schon mal da seid..ich würd’n Häppchen mitessen.”

Ich schaufele folgsam und effizient “Pressfleischbröckchen an Glibber” in die Näpfe und schlafe – untermalt von lautem Schmatzen zu meinen Füßen – im Stehen an der Küchenwand ein.
Haustiere sind ‘ne Bereicherung.
Echt jetzt.


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