Wir schrieben das Jahr 2010, als eine gewisse Frau M. aus N. als hochmotivierte Frischveganerin Stunden, ach was, TAGE in der Küche verbrachte, um an neuen pflanzlichen Rezepturen zu tüfteln. Aus dieser Zeit stammt auch das Rezept für diesen köstlichen Frischkäse aus fermentierten Cashews, den sie seinerzeit „Casheesio“ taufte und der wegen seiner unfassbaren Leckerlichkeit für mächtig Begeisterung bei der Leserschaft sorgte. Damals gab ja noch keinen veganen Frischkäse in nahezu allen Supermärkten, so wie heute. Wir hatten ja nix, hatten wir!
So richtig passt der Casheesio zwar heute nicht mehr in das „Vegan ohne Gedöns“-Konzept dieses Blogs, denn
1.) Er braucht ein paar Tage Vorlauf, bis er verspachtelt werden kann. Cashews müssen eingeweicht werden, dann muss die Masse 2 Tage fermentieren und hinterher nochmal mind. 2 Tage im Kühlschrank reifen. Der Casheesio ist also mit Fug und Recht als „Slowfood“ zu bezeichnen und ist nicht mal eben zwischen Tür und Angel hergestellt.
2.) Man braucht meines Erachtens nach zwingend einen wirklich leistungsfähigen Blender (Vita- oder Thermomix, Optiblend o.ä. überteuertes Gerät) , damit die Cashews zu einer richtig cremigen, homogenen Paste zerhäckselt werden. Denn gerade die Konsistenz ist ein entscheidender Punkt für den Titel „Voll datt geile Zoich!“ – sorry an alle Pürierstab- und Mini-Mixer-Arbeiter: Ihr seid leider raus! Hier braucht es wirklich einen starken Motor und „ordentlich Kasalla“.
ABER (und es gibt ja IMMER ein Aber) – ohne mich selbst allzu sehr loben zu wollen, halte ich diesen Cashew-Frischkäse immer noch für das leckerste, was es in dieser Hinsicht zu verspachteln gibt. Selbst zu heutigen Zeiten, wo es verdammt viele Varianten auf Kokos-, Mandel- oder auch Cashewbasis zu kaufen gibt. Er ist auf jeden Fall einen Versuch wert.
Ich habe mich seinerzeit an einer paar Rezepten englischsprachiger Blogs orientiert und mit Sauerkrautsaft und sog. „probiotic powder“ herumprobiert aber dieses ominöse Pulver ist superteuer, schwer zu bekommen und Sauerkrautsaft ziemlich kräftig im Geschmack. Später verwendete ich Brottrunk (gibt’s im Reformhaus, aber auch in größeren Supermärkten). Der Geschmack ist milder und die enthaltenen Milchsäurebakterien (keine veganen Schweißausbrüche, bitte – in diesem und in den meisten anderen Fällen ist Milchsäure clean) sorgen für eine ausreichende Fermentation des „geilen Zoichs“. Zudem hält sich der Brottrunk ca. 8 Tage im Kühlschrank und kann noch in Smoothies verwurstelt oder auch pur als isotonischer Durstlöscher nach dem Sport gesüppelt werden.
Insgesamt werden folgende Zutaten benötigt:
- 600 Cashewkerne (ich kaufe Cashewbruch in Bioqualität)
- reichlich Wasser
- ca. 250 ml Brottrunk (je nach gewünschter Konsistenz)
- 2 EL Würzhefeflocken
- 2 gestr. TL Salz
Weitere Gewürze nach Gusto, bei mir kommen meist - ½ TL Kümmel (gemahlen),
- 1 TL Paprikapulver (geräuchert),
- 1 TL Zwiebelpulver,
- ½ TL schwarzer Pfeffer
- und ein bißchen Knoblauchpulver dazu.)
Zuerst werden die Cashewkerne in einer Schüssel mit reichlich Wasser bedeckt und ca. 8-12 Stunden eingeweicht. Dann das Wasser abschütten und in den Mixtopf des (leistungefähigen! ich sag’s ja nur!) Foodprozessors schubsen.
Den Brottrunkt zu den Kernen in den Mixbecher geben und so lange auf höchster Stufe mixen, bis ein cremiger, homogener Brei entstanden ist. Das dauert selbst im Terrormix eine ganze Weile, also immer die Masse immer mal wieder runtergeschieben und geduldig weiterrödeln.
Danach kann man die Masse in ein Baumwolltuch oder ein „Nussmilchsäckchen“ geben. Ich habe seinerzeit dazu mit Küchentüchern, Mullwindeln und eben jenem Nussmilch-Sack experimentiert. Man kann auch ein feinmaschiges Wäschenetz verwenden. Inzwischen gebe ich die Masse einfach den oberen Teil meines Dämpfkochtopfs, lege ein Spritzschutzsieb mit einem Küchenkrepp darunter und decke das Ganze noch oben ab. (Fruchtfliegen finden die Käsemasse nämlich besonders lecker). Egal, welches Konstrukt ihr euch zusammenbastelt, die Masse sollte ein wenig abtropfen können und nicht luftdicht abgeschlossen sein.
Jetzt muss/kann/darf der Frischkäse in spe fermentieren, je länger, umso kräftiger (säuerlicher) wird der Geschmack. Bei mir darf der Casheesio 2 ganze Tage lang bei Zimmertemperatur herumlungern…wer es milder mag, kann die Zeit auf 1 Tag abkürzen. Versuch macht kluch, wie immer.
Nach der Reifezeit wird die Käsemasse in eine Schüssel gegeben und gewürzt. Als „Grundwürze“ verwende ich immer die o.g. Zuaten. Aber hier kann man seine persönlichen Neigungen und Vorlieben ausleben und auch getrocknete Tomaten, Kräuter oder auch orientalische Gewürze zugeben….was immer man mag. Auf jeden Fall gründlich durchrühren und mischen.
Dieses Rezept ergibt ca. 1 kg streichfähige, cremige Käsemasse, die jetzt in Gläser oder Tupperdosen gefüllt und im Kühlschrank geparkt wird.
Man kann den Casheesio natürlich sofort futtern oder sich noch ca. 2 Tage gedulden. Dann sind die Gewürze schön durchgezogen und der Käse ist perfekt. Und wer es noch länger aushält als 2 Tage, darf sich freuen…der Casheesio wird mit jedem Tag besser und würziger. Yummy galore, nämlich! Haltbarkeit: mindestens 2 Wochen. Langzeitstudien gibt es allerdings noch nicht, wir haben immer vorher alles aufgegessen.
Und was macht man nun damit? Zum einen schmeckt dieser Cashewkäse einfach pur auf der Stulle ganz köstlich, oder als Dip für Gemüse. Ich benutze ihn aber auch mit wachsender Begeisterung als „Sahneersatz“ für herzhafte Soßen und Suppen, da er eben würzig und lecker schmeckt, aber auch Flüssigkeit bindet.
Insgesamt sind Phantasie und Experimentierfreude hier keine Grenzen gesetzt. Ich könnte mir vorstellen, dass der Casheesio ungewürzt auch prima als Käsekuchen oder Süßspeise verwurschtelt werden kann. Das muss ich allerdings beizeiten noch testen. Ich werde berichten.

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