Was, SELLERIE?!”
“Ja, Sellerie!”

Nein!”
“Doch!”
Ooh!”


Ich bin ein ziemlich großer Fan von “gemüsigen Zutaten” in süßem Kuchen, und habe neben Kürbis und Möhren auch schon Rote Bete und Zucchini in schokoladigem Teig verbacken (da folgt auch irgendwann das entsprechende Rezept, großes Mohren-Ehrenwort.) Vor kurzem wurde in mir aus bisher unerforschten Gründen eine glühende Leidenschaft für Knollensellerie entfacht, den ich bisher eigentlich immer eher garstig fand. An der Theorie, dass sich alle 7 Jahre der Geschmack ändert, könnte also durchaus was dran sein.
Wiedemauchsei – inzwischen landet die erdige Knolle in Alien-Hirn-Optik öfter mal in Form von fruchtigem Sellerie-Curry (auch hier: Rezept folgt. Irgendwann.) , einem Süppchen oder Auflauf in meinem Magen. Irgendwann kam mir dann auch mal Gedanke “Sellerie in süß? Könnte das was taugen?” Fruchtiger Waldorfsalat mit Sellerie, Apfel und Walnuss ist ja zumindest schon mal ein Klassiker auf gutbürgerlichen Partybuffets, da müsste sich doch ein “Waldorfkuchen” mach- und geniessbar sein.
Also – ran an den Sellerie! Diesmal mit Thermomix- und Handbetriebanleitung.

ZUTATEN

  • 300 g Dinkelmehl Typ 630
  • 130 g Rohrzucker
  • 1 Päckchen Weinsteinbackpulver
  • 1 Prise Salz
  • 1 TL Zimt
  • ½ TL Muskat
  • 260 g Pflanzenmilch nach Gusto (mein derzeitiger Favorit: Hafer-Mandeldrink)
  • 60 g geschmacksneutrales Pflanzenöl
  • 150 g Sellerie
  • 50 g Apfel (am besten eine feste, säuerliche Sorte)
  • 80 g Walnüsse
  • 100 g Zartbitterschokolade (hier reicht die schnöde Blockschokolade aus der Backabteilung)

Als erste Amtshandlung wird nun der Ofen auf 180°C vorgeheizt.

SO GEHT’S IM TERRORMIX

Den Sellerie schälen und zusammen mit dem Apfel in den Mixtopf schubsen. (Das Mengenverhältnis ist nicht so exorbitant wichtig, es sollten zusammen nur 200 g sein.)
6 Sekunden auf Stufe 6 zerkleinern.
Walnüsse dazugeben und alles zusammen nochmal 4 Sekunden auf Stufe 4 häckseln. Nun zuerst Mehl, Zucker, Backpulver und Gewürze, dann Milch und Öl in den Mixtopf zu dem Sellerie-Apfel-Nuss-Geraspel in den Pott geben und 2,5 Minuten im Teigmodus verrühren lassen.

SO GEHT’S IM HANDBETRIEB

Den Sellerie schälen und zusammen mit dem Apfel raspeln, entweder von Hand oder in einer Küchenmaschine nach Wahl.  Die Nüsse grob hacken. Die trockenen Zutaten vermischen, dann Öl und Milch hinzugeben und alles gut miteinander vermischen.

UND SO GEHT’S WEITER

Eine 26 cm-Springform einfetten oder mit Backpapier einkleiden, den Teig einfüllen und für ca. 50 Minuten in den Ofen schieben (Stäbchenprobe ahoi!)

Nun kann man das gute Kuchenstück entweder komplett auskühlen lassen und mit Puderzucker bestäuben, oder mit einem

SCHOKOMANTEL NACH DER MOHR’SCHEN FAULPELZMETHODE

einkleiden. Dazu bricht man 100 g Schokolade nach Wahl in grobe Stücke und schreddert sie im Terrormix auf Stufe 10 (im “Höllenlärmmodus”) zu feinen Krümeln. Alternativ kann man sie natürlich auch von Hand hobeln oder sonstwie pulverisieren.

Wenn der Kuchen nun aus dem Ofen kommt, lässt man ihn kurz “ausdampfen”, löst den Rand der Springform ab und verteilt die Schokokrümel gleichmäßig auf dem warmen Backwerk. Kurz anschmilzen lassen, mit einem Silikonpinsel, Messer oder Spatel möglichst gleichmäßig verteilen und abkühlen lassen. So hat der Kuchen im Nullkommanottich eine leckere Schokoglasur und man spart sich den Wasserbad-Firlefanz. Vater Mohr sagt ja immer “Faulheit denkt scharf!” – und wie so oft hat Vater Mohr auch an dieser Stelle Recht.


Dieser Schokomantel braucht allerdings gut und gerne ein paar Stunden, bis er schnittfest ist, hält den Kuchen aber auch ganz prima frisch. So wird ein großartiger “Für-den-nächsten-Tag”-Kuchen daraus, der sich wunderbar am Vortag vorbereiten lässt.

HAND AUF’S HERZ – SCHMECKT DAS WIRKLICH?!

Jawohl, sehr gut sogar. Interessanterweise schmeckt man den Sellerie überhaupt nicht als “Einzeltzutat” heraus, er macht den Kuchen aber insgesamt saftig und verleiht ihm einen leicht erdigen Unterton, der prima zu dem süßen Teig passt. Das bestätigten zumindest bislang alle eingeweihten und nichtsahnenden Testesser. Aber bekanntermaßen sind die Geschmäcker ja verschieden, also macht hier nur der Versuch kluch.
(Der Waldorfkuchen-Prototyp enthielt übrigens 200 g Sellerie und 1 EL Apfelmus. Das war auch sehr lecker, aber ein bisschen “knätschig”. Ein Testesser mochte aber diese Variante genau deswegen lieber. )


Kürzlich beim Wandern mit meiner Freundin Frau B., während der Vesperpause,
irgendwo in den Wäldern um Neuwiedropolis:

“Probier’ mal den Kuchen und rate mal was drin ist!”
Frau B. schaut ein wenig ängstlich drein, vergräbt aber folgsam die Vorderzähne im schokobemantelten Gebäck.
“Hmm..sehr lecker! Aber was soll denn da drin sein?”
“Ein Gemüse. Jetzt probier’ halt nochmal und rate…”
Frau B. schaut kauend und sinnierend ans Firmament.
“Keine Ahnung!”
“Kleiner Tipp – der Kuchen heißt “Waldorfkuchen”. Nach dem Waldorfsalat!”
“Hm, wenn ich jetzt nur wüßte, was im Waldorfsalat drin ist…” Frau B. kaut weiter und grübelt…”Weißkohl? Du hast doch nicht etwa WEISSKOHL in den Kuchen getan?!”
Mit hochgezogener Augenbraue hält sie das angebissene Kuchenstück misstrauisch weit von sich weg.
“Nee, kein Weißkohl. Im Waldorfsalat ist doch kein Weißkohl drinne!”
“Hmm…watt weiß ich denn! ich hab’ keine Ahnung, jetzt verrat schon!”
“Sellerie!”
“WATT?! SELLERIE?”
“Ja, Sellerie!”
“Nein!”
“Doch!”
“Ooh!”